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Posttraumatische Belastungsstörung – wenn das Leben nicht einfach weitergeht

Lesezeit: 3 Minuten Quelle: Praxiswelt

In der Nacht der Flut und in den Tagen danach haben die Menschen in den Überflutungsgebieten Schreckliches erlebt. Viele bangten um ihr Leben und das ihrer Lieben. Tausende verloren ihr Zuhause und ihr gesamtes Hab und Gut. Die furchtbaren Bilder, Geräusche, Gerüche und Gefühle, die sie als Opfer, Augenzeuge oder als Helfer aushalten mussten, gehen an niemanden spurlos vorbei.

Schockzustände und Ängste sind nach solch einer miterlebten Naturkatastrophe völlig normal. Problematisch wird es allerdings, wenn die Ängste bleiben und sich als anhaltendes Trauma manifestieren. Bei dieser sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) treten Angstzustände immer wieder in gleicher oder sogar zunehmender Intensität auf. Die Betroffenen sind in ihrer Lebensqualität und im Alltag stark eingeschränkt.

Je früher eine PTBS erkannt wird, umso besser, denn sie tendiert unbehandelt zu einer zunehmenden Verschlechterung. Depressionen und Suchterkrankungen sind häufige Begleiterscheinungen und Folgen.

Laut der Psychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz tritt eine Posttraumatische Belastungsstörung bei 20 bis 30 Prozent aller Menschen auf, die eine Naturkatastrophe erlebt haben – also mit recht hoher Wahrscheinlichkeit. Daher ist es wichtig, ein Bewusstsein für die Symptome zu entwickeln, um rechtzeitig reagieren zu können. Im Folgenden lesen Sie, wodurch eine posttraumatische Belastungsstörung gekennzeichnet ist.

 

Auf welche Symptome Sie jetzt bei sich und anderen achten sollten:

Flashbacks und Albträume

Bei einer PTBS wird das Trauma immer wieder durchlebt. Erinnerungen, sogenannte Flashbacks, lösen so starke Gefühle aus, als würde das Ereignis noch einmal erlebt. Dies kann sich auch in wiederkehrenden Albträumen äußern. Angst, Hilflosigkeit, Schuld und andere negative Gefühle können aufflammen. Es sind aber auch körperliche Reaktionen, wie z. B. Schmerzen, möglich.

Schlafstörungen und Überreizung

Wenn man von PTBS betroffen ist, kann man sich in ständiger Alarmbereitschaft fühlen und reagiert sehr stark auf Reize, wie etwa Gerüche, Geräusche oder Bilder, die an das Erlebte erinnern. Dabei kann es zu Reaktionen wie Atembeschwerden, Brustenge, Herzrasen und Zittern kommen. Man ist häufig reizbar und impulsiv, schläft durch diese Aufregung sehr schlecht und ist in seiner Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt.

Vermeidung und Verdrängung

Orte, Menschen, Gespräche oder Situationen, die an das traumatisierende Erlebnis erinnern, werden gemieden. Man zieht sich zurück und kann das Interesse an Themen oder Dingen verlieren, die einem früher wichtig waren. Es kann sein, dass Gefühle so weit verdrängt werden, dass man sich taub und emotionslos fühlt.

Negative Gedanken und Stimmungen

Es ist normal, dass eine erlebte Katastrophe das Vertrauen in sich und andere erschüttern kann. Bei einer PTBS nimmt das eigene Selbstwertgefühl häufig stark ab und man fühlt sich ohnmächtig und schwach. Fragen nach dem Warum und dem eigenen Schuldanteil kreisen im Kopf. Wut auf sich und andere kann aufflammen. Reizbarkeit und Verärgerung gegenüber Menschen, von denen man sich nicht genug unterstützt gefühlt hat, z. B. Feuerwehr, Polizei, THW, kommen ebenfalls häufig auf.

 

Wichtig: Eine posttraumatische Belastungsstörung verläuft immer individuell. So können Symptome direkt nach dem Erlebnis oder aber auch zeitverzögert, z. B. nach einigen Wochen oder sogar erst nach Jahren auftreten. Häufig gibt es Phasen mit stärker und schwächer ausgeprägten Beschwerden.

 

Wenn Sie bei sich selbst oder bei Menschen in Ihrem Umfeld beobachten, dass diese Symptome länger als vier Wochen anhalten, sollte ärztliche und therapeutische Hilfe gesucht werden.

 

Weitere Informationen und Hilfe finden Sie hier:

https://www.lpk-rlp.de/detail/informationen-und-psychosoziale-hilfe-fuer-betroffene.html

Psychotherapeutische Angebote für Menschen aus den Flutgebieten in RLP Telefon: 0800 5758767(9–16 Uhr)

 


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