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Generalisierte Myasthenia gravis

Lesezeit: 3 Minuten Quelle: Alexion Pharma Germany GmbH

Die generalisierte Myasthenia gravis (gMG) ist eine seltene, chronische, neuromuskuläre Autoimmunerkrankung, die durch eine fluktuierende belastungsabhängige Muskelschwäche gekennzeichnet ist.1 Die Symptomausprägung, der Krankheitsverlauf und das Therapieansprechen variieren von Patient zu Patient und gehen meist mit einer beträchtlichen Krankheitslast sowie reduzierten Lebensqualität einher. Hierbei nehmen neben den klinischen auch soziale, gesellschaftliche und ökonomische Aspekte Einfluss.2

gMG – Bedeutung für den Patienten
Die Prävalenz der gMG wird auf circa 100-200 Fälle pro 1 Millionen Einwohner geschätzt.3 Die gMG kann in jedem Alter auftreten, beginnt aber am häufigsten bei Frauen vor dem 40. und bei Männern nach dem 60. Lebensjahr.4-6 Initial betrifft die Erkrankung meist die extraokuläre Muskulatur (okuläre MG), die sich in Form von Doppelbildern oder Ptosis äußert.1 In 80 – 90 % der Fälle generalisiert der Krankheitsverlauf innerhalb der ersten 2 – 3 Jahre mit einer möglichen Beeinträchtigung der Kopf-, Hals-, Rumpf-, Extremitäten- und Atemwegsmuskulatur. 1,7,8 Auch kann die myasthene Symptomatik exazerbieren und zu einer lebensbedrohlichen myasthenen Krise führen. Oberstes Therapieziel ist es, die myasthene Symptomatik zu reduzieren oder eine Beschwerdefreiheit zu erreichen. In der Praxis besteht hier – laut einer aktuellen Umfrage unter Mitgliedern der Deutschen Myasthenie Gesellschaft (DMG) – aktuell weiterer Handlungsbedarf: So leidet ein Großteil der Patienten mit herkömmlichen Standardtherapien unter persistierenden Symptomen sowie behandlungsbedingten Nebenwirkungen, die häufig zu Therapieabbrüchen führen (s. Abb. 1).2

Abbildung 1: Übersicht Therapieansprechen bei Myasthenie-Patienten (n = 1660) nach Lehnerer S et al. J Neurol 2022.2

gMG führt zu einer reduzierten Lebensqualität
Die beträchtliche Krankheitslast geht häufig über die myasthene Symptomatik hinaus. So besitzen Patienten mit MG im Vergleich zur Normalbevölkerung eine reduzierte Lebensqualität – von der besonders Frauen, ältere Patienten, Patienten mit niedrigerem Bildungsniveau und niedrigem Einkommen betroffen sind. Der sozialen Situation wird dabei eine besondere Rolle zugeordnet: Patienten, die weniger soziale Unterstützung erhalten, erleben die gMG insgesamt als belastender.2 Des Weiteren leiden Patienten mit MG neben motorischen auch unter nicht-motorischen Symptomen wie Fatigue, Depression, Schlafmangel und Schmerzen.9

Ein therapeutischer Schlüssel bei gMG: Komplementinhibition
Bei der gMG handelt es sich um eine chronische Autoimmunerkrankung, die durch Autoantikörper gegen Proteine der neuromuskulären Endplatte hervorgerufen wird. In der überwiegenden Zahl der Fälle (ca. 85%) liegen Autoantikörper gegen den postsynaptischen nikotinergen Acetylcholinrezeptor (AChR) vor,1 die die Erregungsweiterleitung an der neuromuskulären Endplatte über verschiedene Mechanismen blockieren.10 Hierzu zählt u.a. die chronische und unkontrollierte Komplementaktivierung – ein zentraler Pathomechanismus bei der Myasthenia gravis.

Durch enorme Fortschritte im pathophysiologischen Verständnis und der intensivmedizinischen sowie immunmodulatorischen Versorgung hat sich in den letzten Jahrzehnten die Prognose der Erkrankung deutlich verbessert.10 So kann therapeutisch bei der gMG an verschiedenen Stellen des Pathomechanismus angesetzt werden.

 


Referenzen:
1 Melzer N et al. J Neurol 2016; 263: 1473-1494.
2 Lehnerer S et al. J Neurol 2022; 269(6): 3050-3063.
3 Carr A et al. Novel Challenges in Myasthenia Gravis 2015; 1: 23-43.
4 Myasthenia Gravis. National Organization for Rare Disorders (NORD). Verfügbar unter: https://rarediseases.org/rare-diseases/myasthenia-gravis; Zugriff März 2022.
5 Howard JF. Clinical Overview of MG (2015). Verfügbar unter: https://myasthenia.org/Professionals/Clinical-Overview-of-MG; Zugriff März 2022.
6 Sanders DB et al. Muscle Nerve 2021; 63(2): 209-216.
7 Myasthenia Gravis Fact Sheet. National Institutes of Neurological Disorders and Stroke (April 2020). Verfügbar unter: https://www.ninds.nih.gov/Disorders/Patient-Caregiver-Education/Fact-Sheets/Myasthenia-Gravis-Fact-Sheet; Zugriff März 2022.
8 Ding J et al. BMC Neurol 2020; 20(1): 238.
9 Tong O et al. Curr Pain Headache Rep 2018; 22(6): 39.
10 Conti-Fine BM et al. J Clin Invest 2006; 116(11): 2843-54

DE/UNB-g/0094


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