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Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD)
Lesezeit: 3 Minuten Quelle: Alexion Pharma Germany GmbH
Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) sind seltene entzündliche Autoimmunerkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS), die meist schubförmig verlaufen.1 Durch rezidivierende und schlecht remittierende Schübe führen sie zu einer fortschreitenden körperlichen Beeinträchtigung.2
NMOSD treten mit einer Häufigkeit von ca. 1–3 Fällen pro 100 000 Menschen auf,3 Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer. Der Erkrankungsbeginn liegt bei einem medianen Alter von 39 Jahren.4 Zu den Leitsymptomen zählen schwere, rezidivierende uni- oder bilaterale Optikusneuritiden mit ausgeprägten Visusstörungen und meist langstreckige transverse Myelitiden mit ausgeprägten neurologischen Defiziten.1
Stellenwert der Schübe
NMOSD verlaufen in ca. 90 % der Fälle schubförmig.5 Die Rekonvaleszenz der einzelnen Schübe ist jedoch gering: So erholen sich 76 % der Patienten mit einer Myelitis nach dem 1. Schub nicht oder nur partiell und weisen neurologische Residualsymptome auf, nach weiteren Schüben steigt dieser Anteil auf 83 %.4 Die neurologische Symptomatik kann mit weiteren Schubereignissen akkumulieren und zu einer zunehmenden körperlichen Beeinträchtigung bis hin zu Erblindung, Lähmung oder vorzeitigem Tod führen.2 Daher ist die rasche und konsequente Behandlung eines akuten NMOSD-Schubs sowie die Verhinderung neuer Schubereignisse für die Langzeitprognose wesentlich.6,7
Diagnostischer Schlüssel: AQP4-Antikörper
Lange Zeit galten NMOSD als Subtypen der Multiplen Sklerose (MS).1 Doch spätestens seit der Entdeckung spezifischer Autoantikörper gegen das Wasserkanalprotein Aquaporin-4 (AQP4) im Jahr 2004 konnte gezeigt werden, dass es sich um eine eigenständige Krankheitsentität handelt.4
Vor dem Hintergrund, dass einige krankheitsmodifizierende MS-Therapeutika bei NMOSD unwirksam sein oder den Krankheitsverlauf gar verschlechtern können, 5, 8 ist die zeitnahe Diagnose der NMOSD sowie ihre eindeutige Abgrenzung von der MS entscheidend. Die Diagnose der NMOSD wird anhand der 2015 aktualisierten Kriterien des „International Panel for NMO Diagnosis“ (IPND) nach Ausschluss von Differentialdiagnosen, wie insbesondere der MS, gestellt. Einen wegweisenden Stellenwert nimmt hierbei der serologische Nachweis der AQP4-Antikörper ein, die bei 65-88% aller NMOSD Patienten nachweisbar sind (s. Abb. 1):9
Abb. 1: NMOSD-Diagnosekriterien des IPND (International Panel for NMO Diagnosis)10
Neben ihrer hohen Spezifität bei NMOSD sind AQP4-Autoantikörper auch pa-hogenetisch hochrelevant: Ihre Bindung an AQP4 auf den Endfüßchen von Astrozyten im ZNS aktiviert chronisch und unkontrolliert das Komplementsystem. Eine zielgerichtete Zerstörung der Astrozyten, eine sekundäre Demyelinisierung und eine Nekrose der Oligodendrozyten und Neuronen sind die Folgen.11
Referenzen:
1 Trebst C. Arzneimitteltherapie 2018; 36: 237-246.
2 Kitley J et al. Brain 2012; 135: 1834-1849.
3 Ganesh A. Neurol Clin Pract. 201; 7 (2):170-178.
4 Jarius S et al. J Neuroinflammation 2012; 9:14.
5 Wingerchuk DM. Neurologist 2007; 13:2–11.
6 Borisow N et al. Front Neurol 2018; 9: 888.
7 Kleiter I et al. Neurotherapeutics 2016; 13:70–83.
8 Kim SM et al. Ther Adv Neurol Disord 2017;10: 265–289.
9 Pittock SJ et al. New Engl J Med 2019; 381: 614-625.
10 Wingerchuk DM et al. Neurology 2015;85.2: 177–189.
11 Dutra BG et al. Radiographics 2018; 38:169–193.
DE/UNB-N/0010
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