Medizin & Wissenschaft

Pneumokokken-Impfung bei Heranwachsenden

Lesezeit: 3 Minuten Quelle: Pfizer Pharma GmbH

Seit dem 1. Oktober kann auch die im Gesundheitssektor neu definierte Gruppe der Heranwachsenden weiter von Pädiater:innen betreut werden. Damit ist es Pädiater:innen nun auch möglich, Leistungen – einschließlich Impfungen bei fehlendem Impfschutz – für diese Altersgruppe regulär über den EBM abzurechnen.1 Dies gilt auch für die Pneumokokken-Impfung. Betroffene müssen somit nicht bereits ab dem Alter von 18 Jahren zu einem Hausarzt bzw. einer Hausärztin wechseln.

Die Altersgruppe der Heranwachsenden wurde zu den Allgemeinen Bestimmungen des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM) hinzugefügt und umfasst Personen ab dem 18. bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres. Für diese Patient:innen können Pädiater:innen alle Leistungen, einschließlich Impfungen, regulär abrechnen.1 Diese Regelung ist vor allem für Heranwachsende mit chronischen Erkrankungen bedeutend, da sie so von der kontinuierlichen Betreuung durch ihre vertrauten Pädiater:innen profitieren. Die Pneumokokken-Impfung von Risikopatient:innen zwischen 18 und 21 Jahren ist gemäß Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) für die Pädiater:innen abrechenbar.1

STIKO-Empfehlungen für bei Pädiater:innen betreute Altersgruppen

Die STIKO empfiehlt Pneumokokken-Impfungen für verschiedene Altersgruppen und Indikationen. Die Impfstoffe PCV13 und PCV20 werden entsprechend der gesundheitlichen Indikation in der Pädiatrie wie folgt eingesetzt:

  • Indikationsimpfung für Heranwachsende: Entsprechend der aktuellen STIKO-Empfehlung wird Erwachsenen – und somit auch Heranwachsenden ab 18 Jahren – mit relevanter Grunderkrankung eine einmalige Impfung mit PCV20 empfohlen. Zu den relevanten Grunderkrankungen zählen angeborene oder erworbene Immundefekte, chronische Krankheiten sowie anatomische und fremdkörperassoziierte Risiken für Pneumokokken-Meningitis.2
  • Impfungen wegen beruflichem Risiko: Entsprechend der aktuellen STIKO-Empfehlung wird Personen bei beruflichem Risiko eine einmalige Impfung mit PCV20 empfohlen. Jene, die bereits den 23-valenten Pneumokokken-Polysacharid-Impfstoff (PPSV23) erhielten, werden erst nach sechs Jahren mit PCV20 geimpft. Zum arbeitsbedingten Risiko zählen berufliche Tätigkeiten wie Schweißen und Trennen von Metallen, die zu einer Exposition gegenüber Metallrauchen führen.2
  • Indikationsimpfung für Kinder ≥ 2 Jahre und Jugendliche bis 17 Jahre: Entsprechend der aktuellen STIKO-Empfehlung kann PCV13 bei Kindern ab zwei Jahren und Jugendlichen bis 17 Jahren mit relevanter Grunderkrankung im Rahmen der sequenziellen Impfung eingesetzt werden. Bei dieser folgt auf eine Dosis PCV13 oder PCV15 nach 6–12 Monaten die PPSV23-Gabe.2
  • Grundimmunisierung für Säuglinge und Kleinkinder: Entsprechend der aktuellen STIKO-Empfehlung können PCV13 oder PCV15 bei allen Reif- und Frühgeborenen eingesetzt werden. Die Grundimmunisierung von Säuglingen und Kleinkindern mit PCV13 oder PCV15 erfolgt bei Reifgeborenen und Kleinkindern im 2+1-Schema und bei Frühgeborenen im Schema 3+1.3

Zulassung und Erstattung von PCV13 und PCV20
Die STIKO empfahl 2006 erstmals die Kinder-Grundimmunisierung mit dem ersten verfügbaren, 7-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PCV7, Prevenar®).4 Für einen breiteren Schutz gegen weitere Serotypen folgten die Zulassungen der direkten Weiterentwicklungen PCV13 (Prevenar 13®) und PCV20 (Prevenar 20®).5,6

  • PCV13:
    PCV13 ist zugelassen zur aktiven Immunisierung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 Wochen bis 17 Jahren zur Prävention von invasiven Erkrankungen, Pneumonien und akuter Otitis media, die durch S. pneumoniae verursacht werden.5
  • Bei Einsatz entsprechend der STIKO-Empfehlungen zur Grundimmunisierung und der Indikationsimpfung bei Kindern und Jugendlichen wird PCV13 von den Krankenkassen regulär erstattet.2, 3 PCV13 besitzt von den derzeit zur Kinderimpfung von der STIKO empfohlenen PCV die breiteste Datenlage bezüglich nachgewiesener Effektivität.2, 3, 5,7
  • PCV20:
    Seit März 2024 ist PCV20 – die direkte Weiterentwicklung von PCV13 – in der EU für die aktive Immunisierung von Säuglingen ab einem Alter von sechs Wochen (im 3+1-Schema) sowie bei < 18-Jährigen zur Prävention von invasiven Erkrankungen, Pneumonien und akuter Otitis media, die durch Streptococcus pneumoniae verursacht werden, zugelassen. Die Zulassung für Erwachsene erfolgte bereits im Februar 2022.6 Die sieben gegenüber PCV13 zusätzlichen Serotypen (8, 10A, 11A, 12F, 15B, 22F und 33F) sind hinsichtlich Prävalenz, Pathogenität und Resistenzen medizinisch besonders relevant.8, 9, 10
  • Bei Einsatz entsprechend der genannten STIKO-Empfehlungen für Personen mit beruflichem Risiko und Personen ab 18 Jahren mit gesundheitlicher Indikation wird PCV20 von den Krankenkassen regulär erstattet.2 
  • In der aktuellen STIKO-Empfehlung für Säuglinge und Kinder ist PCV20 noch nicht berücksichtigt. Allerdings kündigte die STIKO an, sich erneut mit dem pädiatrischen PCV20-Einsatz auseinanderzusetzen, sobald neue Daten und Studienergebnisse verfügbar werden.3
  • Erscheint der PCV20-Einsatz außerhalb der STIKO-Empfehlung sinnvoll, können Erziehungsberechtigte eine individuelle Erstattung mit dem Kostenträger besprechen. Dies erfolgt am besten vor der Impfung über ein auszufüllendes Erstattungsformular.

 

Fachinformation Prevenar 13®
Fachinformation Prevenar 20®

 

Quellen:

1Bewertungsausschuss. Beschluss des Bewertungsausschusses nach § 87 Abs. 1 Satz 1 SGB V in seiner 785. Sitzung (schriftliche Beschlussfassung) zur Änderung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM) mit Wirkung zum 1. Oktober 2025. https://institut-ba.de/ba/babeschluesse/2025-06-23_ba785.pdf. Letzter Zugriff: 14.10.2025.

2RKI. Epid Bull. 2025;4:1–75.

3RKI. Epid Bull. 2025;33:3–11.

4Van der Linden M, Imöhl M, Perniciaro S. PLoS ONE. 2019;14(8):e0220453.

5Fachinformation Prevenar 13®. Stand: April 2025.

6Fachinformation Prevenar 20®. Stand: September 2025.

7Fachinformation Vaxneuvance®. Stand: November 2024.

8King LM et al. J Infect Dis 2024;230:821-831.

9Bajema KL, et al. JID. 2022;226(2):342–351.

10Itzek A, van der Linden M. Current Serotype Distribution among Children with invasive Pneumococcal Disease (IPD) in Germany. ESPID 2025 Poster-Präsentation.


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