Medizin & Wissenschaft

Antibabypille kann das Schlaganfall-Risiko erhöhen

Lesezeit: 3 Minuten Quelle: MEDMIX Online

Die Anwendung der Antibabypille führt zu einer geringen Erhöhung des Schlaganfall-Risikos, wobei Risikogruppen stärker betroffen sind.

Mehrere Studiendaten weisen darauf hin, dass Migräne, insbesondere Migräne mit Aura, mit einem erhöhten Risiko für einen ischämischen Schlaganfall und andere vaskuläre Ereignisse verbunden ist. Fraglich ist, ob das Schlaganfall-Risiko bei Migränepatienten durch den Einsatz der Antibabypille erhöht wird. Da die Häufigkeit von Migräne bei Frauen im gebärfähigen Alter hoch ist, ist es üblich, sich in der klinischen Praxis mit Migräne und hormonellen Verhütungsmitteln auseinanderzusetzen.

Ein unlängst publizierte Studie ruft jedenfalls zu erhöhter Vorsicht auf, wenn weitere Risikofaktoren vorliegen. Junge und vor allem gesunde Frauen können deswegen aufatmen, denn bei diesen Frauen gilt die Verhütung mittels Antibabypille nach wie vor als sicher, und dass die Vorteile mögliche Risiken deutlich überwiegen. Zwar gilt auch hier Schlaganfall-Risiko als leicht erhöht, doch insgesamt ist es weiterhin gering.

Zusätzliche Faktoren zur Antibabypille für Schlaganfall-Risiko sind Rauchen, Bluthochdruck und Migräne

Anders fällt die Prognose jedoch bei Frauen mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck und Migräne aus. Aufgrund der dadurch bedingten Erhöhung des Schlaganfall-Risikos bei dieser Patientengruppe, sollte von der Einnahme oraler Kontrazeptiva abgeraten werden, so das Resümee der Forscher.

Studienergebnisse im Detail. Konkret stellte sich heraus, dass pro 100.000 Frauen im gebärfähigen Alter, rund 4,4 Schlaganfälle auftreten. Die Einnahme der Anti-Baby-Pille führe, laut den Experten, zu einer Verdopplung dieses Risikos (8,5 Schlaganfälle pro 100.000 Frauen).

Dennoch sei das Schlaganfall-Risiko noch gering, betonten die Forscher. Es handelt sich in der Praxis um einen zusätzlichen Schlaganfall pro 25.000 Frauen, die mit einer Anti-Baby-Pille verhüten.

Stehen jedoch auch weitere Faktoren für das Schlaganfall-Risiko im Raum, kommt es zu einer deutlichen Erhöhung des Schlaganfall-Risikos. Beispielsweise ist das Schlaganfall-Risiko bei Frauen, die gleichzeitig rauchen, unter Bluthochdruck oder Migräne leiden, deutlich erhöht.

Wichtiges für die Verordnung

Wichtig sei es, die Verordnung der Anti-Baby-Pille entsprechend der allgemeinen gesundheitlichen Verfassung der Frauen anzupassen. Die Vorteile und Risiken sollten in diesem Sinne genau evaluiert werden, erklärt Jose Biller, Arzt am Loyola University Medical Center.

Bereits in früheren Untersuchungen stellte sich heraus, dass Präparate mit den Wirkstoffen Drospirenon, Desogestrel, Gestoden und Cyproteron zu einer Erhöhung des Thromboserisikos führen, wodurch in weiterer Folge auch das Risiko für eine Lungenembolie, aber auch einen Schlaganfall, erhöht sei. Dennoch hielten Behörden und Mediziner fest: Der Nutzen überwiegt nach wie vor das Risiko.

Doch Zusatzrisiken, darunter familiäre Veranlagung, Rauchen, Alkohol, Übergewicht, zu wenig Bewegung nach Operationen und das Alter müssten verstärkt berücksichtigt werden. Dies wurde bis dato unterschätzt und sollte vermehrt in die Patientenbetreuung einfließen, denn diese Risiken können sich überlagen bzw. addieren.


Literatur:

Sacco S, Merki-Feld GS, Ægidius KL, et al. Hormonal contraceptives and risk of ischemic stroke in women with migraine. A consensus statement from the European Headache Federation (EHF) and the European Society of Contraception and Reproductive Health (ESC) [published correction appears in J Headache Pain. 2018 Sep 10;19(1):81]. J Headache Pain. 2017;18(1):108. Published 2017 Oct 30. doi:10.1186/s10194-017-0815-1


Quellen:

Loyola University Medical Center – MedLink Neurology

DI Alexandra Springler, Antibabybille und Schlaganfall. MEDMIX online 2015.


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