Pro Jahr erleiden in Deutschland rund 280.000 Menschen einen Herzinfarkt. Bei einem Herzinfarkt versagt die Blutversorgung des Herzens über die Herzkranzgefäße. Das lebenswichtige Organ wird nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt und Teile des Herzmuskels können absterben, wodurch die Pumpkraft des Herzens ein Leben lang beeinträchtigt werden kann. Im schlimmsten Fall kommt es zu Kammerflimmern, das unbehandelt innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen kann. Circa 50.000 dieser Fälle enden jährlich tödlich.

Die gute Nachricht: Wird ein Herzinfarkt schnell behandelt, erholt sich das Herz häufig vollständig – jedoch zählt jede Minute. Je früher geholfen wird, umso besser die Prognose. In diesen Beitrag erfahren Sie, woran Sie einen akuten Herzinfarkt erkennen, wie Sie bei anderen Erste Hilfe leisten können und auf welche Vorboten eines Herzinfarkts Sie bei sich und anderen achten können.

Klassische Anzeichen eines Herzinfarkts

Starke Schmerzen und Druckgefühl im Brustkorb
Schmerzen im Brustkorb oder hinter dem Brustbein können ein Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. Häufig strahlt der Schmerz in Arme, Oberbauch, Schulterblätter, Rücken, Kiefer oder Hals aus.

Atemnot oder Brustschmerzen bei geringsten Anstrengungen oder im Ruhezustand sind ebenfalls Alarmsignale und weisen auf eine instabile Angina Pectoris (Brustenge) hin. Aus dieser kann sich jederzeit ein Herzinfarkt entwickeln. Halten diese Beschwerden länger als fünf Minuten an, sollten Sie sofort handeln und den Notarzt rufen.

Starkes Engegefühl

Viele Menschen spüren bei einem Herzinfarkt ein massives Engegefühl im Brustkorb. Sie beschreiben es als heftigen Druck, als wäre der Brustkorb fest eingeschnürt oder als würde ein sehr schweres Gewicht darauf liegen.

Heftiges Brennen

Bei einem Herzinfarkt kann im Brustkorb ein starkes, beißendes Brennen auftreten.

Schwindel, Schwächegefühl, Bewusstlosigkeit

Angstzustände, kalter Schweiß sowie kalte, blasse Haut

Angst- und Panik sind bei Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden, typisch. Sie schwitzen zudem und die Haut ist vor allem im Gesicht blass und kalt.

Unspezifische Zeichen: Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Schmerzen im Oberbauch
Vor allem bei Frauen können bei einem Herzinfarkt auch unspezifische Symptome auftreten, etwa Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im Oberbauch und Atemnot. Sind diese Beschwerden so stark, wie die betroffene Person es noch nie erlebt hat, sollten Sie den Notarzt rufen.

Sofort handeln, 112 wählen!

Die Medizin hat gute Möglichkeiten, einen Herzinfarkt zu behandeln. Die größte Gefahr besteht darin, dass die Betroffenen die Klinik nicht lebend erreichen. Wenn Sie die genannten Anzeichen bei sich oder anderen bemerken, warten Sie nicht! Wählen Sie ohne zu zögern die 112 und äußern Sie am Telefon deutlich Ihren Verdacht auf Herzinfarkt.

Ist die Person bei Bewusstsein, lagern Sie sie bequem mit erhöhtem Oberkörper, um das geschwächte Herz zu entlasten. Enge Kleidung sollten Sie öffnen. Versuchen Sie Unruhe und Stress durch Schaulustige zu vermeiden und lassen Sie die Person nicht allein, bis der Notarzt eintrifft – überwachsen Sie bis dahin den Kreislauf (Puls und Atmung). Bei einem Kreislaufstillstand muss unverzüglich mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden, die Sie so lange durchführen, bis der Notarzt vor Ort ist.

Vorboten eines Herzinfarkts nicht ignorieren

Ein Herzinfarkt ist meist gar nicht völlig unvorhersehbar. Häufig geht ihm die sogenannte Koronare Herzkrankheit (KHK) voraus. Dabei kommt es zur Verkalkung der den Herzmuskel versorgenden Herzkranzgefäße. Diese Veränderung kann sich über viele Jahre hinziehen und geht häufig mit verschiedenen Symptomen einher:

• Atemnot und Kurzatmigkeit
• kurz andauernde Schmerzen in der Brust oder Herzenge
• Schlafstörungen
• depressive Verstimmungen
• Erschöpfung und abfallende Arbeitsleistung
• unübliche Bauch- oder Rückenschmerzen

Leider werden diese Warnzeichen selten ernst genommen. Treten sie in ungewöhnlichem Ausmaß auf, ab zum Arzt!

Persönliches Risiko checken

Rauchen, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Stress, Bewegungsmangel und hoher Blutdruck sind bekannte Risikofaktoren. Gesetzlich Versicherte können ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre einen kostenlosen Gesundheitscheck beim Arzt wahrnehmen. Dabei können die Blutfettwerte, die Hinweise auf Ihre Veranlagung zu einer möglichen Gefäßverkalkung geben, geprüft werden. In Kombination mit den genannten Risikofaktoren kann der Mediziner Ihr persönliches Herzinfarktrisiko einschätzen. Nutzen Sie diese Chance!