Medizin & Wissenschaft
So wird Vielfalt zum Erfolgsfaktor für Ihr Praxisteam
Lesezeit: 3 Minuten Quelle: Praxiswelt
Wie Sie Mitarbeitertypen mit dem 4-Farben-Modell treffsicher einschätzen und Teams stärkenorientiert bilden und führen
Zu wissen, wie man selbst und andere Menschen ticken, ist ein Erfolgsfaktor fürs Leben – ob im Umgang mit Patienten, dem Miteinander in Team oder auch im Alltag als Führungskraft. Das Wissen über Persönlichkeitstypen, Stärken und Verhaltensweisen kann helfen, eine gute Teamatmosphäre und -struktur zu entwickeln. In vielen Wirtschaftsunternehmen setzt man zu diesem Zweck das 4-Farben-Modell ein. Es wurde von Frank M. Scheelen, dem Vorstandsvorsitzenden der Scheelen AG und Geschäftsführer der Insights International Deutschland entwickelt und ist heute ein sehr beliebtes Instrument zur treffsicheren Einschätzung von Mitarbeitern. Sie wollen die Zusammenarbeit im Praxis-Team verbessern, Rollen und Verantwortlichkeiten persönlichkeitsgerecht verteilen oder einfach nur die Kommunikation untereinander verbessern? Dann kann Sie dieser Beitrag inspirieren.
Wer tickt wie? Die 4 Farbtypen, Ihre Ziele, Stärken und Schwächen
„Rote Mitarbeitertypen“ suchen persönliche Herausforderungen. Sie treten dominant auf, möchten gerne den Ton angeben und sind sehr ziel- und sachorientiert. Als geborene Macher eignen sie sich gut für Führungsrollen. Es fällt ihnen leicht, Entscheidungen zu fällen.
Sie haben eine große Neugier, sind offen für Neues und daher gute Multiplikatoren, Verbündete und Fürsprecher, wenn Veränderungen umgesetzt werden sollen.
Rote Persönlichkeitstypen tendieren schneller als andere dazu, Menschen zu überrollen oder den Teamgeist zu verlieren, wenn es darum geht, ein Ziel zu erreichen.
Im Team fühlen sich diese Menschen am wohlsten, wenn sie selbst in der Chefrolle sind, oder die Chance sehen, sich in eine Führungsposition zu entwickeln. Wenn Sie als Führungskraft ein rotes Teammitglied halten wollten, sollten Sie dafür sorgen, dass es gefordert und gefördert wird. In der Kommunikation punkten Sie mit klaren und deutlichen Ansagen. Reden Sie also nicht lange um den heißen Brei herum, sondern bringen Sie die nötigen Informationen kurz und prägnant auf den Punkt. Betonen Sie die Ziele, die mit der Aufgabe verbunden sind, das wirkt auf sie sehr motivierend. Als Führungskraft punkten Sie bei roten Mitarbeitenden, wenn Sie entschlossen und kompetent handeln. Bringen Sie rüber, dass Sie Ihrem „roten“ Gegenüber gewachsen sind, dann ernten Sie Respekt.
„Gelbe Mitarbeitertypen“ suchen in erster Linie persönliche Anerkennung. Im Umgang erleben wir Sie als kontaktfreudig, optimistisch, kreativ und begeisterungsfähig. Sie zeigen sich offen und lieben den privaten Austausch. Mit ihrer Begeisterungsfähigkeit reißen sie Teamkollegen mit, und sie sind eine Fundgrube für kreative Ideen und innovative Gedanken. Zahlenfixierte Aufgaben sind ihnen hingegen ein Gräuel.
Wenn es darum geht, Routinen umzusetzen oder konzentriert bei der Sache zu sein, haben sie etwas Mühe.
Als Chef kommen Sie bei diesen Mitarbeitern am besten an, wenn Sie Konfrontationen vermeiden und die Person stattdessen mit Visionen begeistern und überzeugen. Betonen Sie an neuen Aufgaben das Neue und Außergewöhnliche, das motiviert sie besonders. Die zwischenmenschliche Ebene ist gelben Mitarbeitertypen besonders wichtig. Wenn Sie zeigen, dass Sie die Person auch menschlich schätzen, wächst diese über sich hinaus. Spüren sie hingegen bei Ihnen oder im Team Ellenbogenmentalität, ziehen sie sich eher zurück.
Die „grünen Mitarbeitertypen“ suchen Harmonie und überschaubare Strukturen. Diese Persönlichkeiten sind Beziehungsmenschen, sehr einfühlsam und wirken oft etwas zurückhaltend. Im Umgang sind sie freundlich und umgänglich und sie benötigen sehr stark das Gefühl, Teil eines großen Ganzen zu sein. Für die Probleme anderer haben sie immer ein offenes Ohr. Sie arbeiten nach dem Motto: In der Ruhe liegt die Kraft. Wenn Sie Aufgaben an einen grünen Mitarbeitenden vergeben, können Sie sich sicher sein, dass diese einwandfrei erledigt wird. Ihnen ist die Meinung des Vorgesetzten und der Teamkollegen und -kolleginnen äußerst wichtig. Wenn die Stimmung kippt, leiden sie sehr darunter, auch mit zu viel Leistungsdruck können sie schlecht umgehen.
Von ihrer Führungskraft brauchen sie das Gefühl von Ehrlichkeit und Verlässlichkeit. Die größte Motivation erzielen Sie, wenn Sie die Sicherheit der Patienten, das Bewährte und die Bedeutung für das Team oder die Patienten betonen. Kommunizieren Sie behutsam und achten Sie darauf, dass Sie nicht laut oder unfreundlich sprechen. Grüne Farbtypen benötigen immer etwas Zeit, um Informationen zu verarbeiten. Wenn Sie signalisieren, dass Sie jederzeit für Fragen oder Probleme ansprechbar sind, können Sie diesen Mitarbeitern ein gutes Gefühl vermitteln.
„Blaue Mitarbeitertypen“ streben immer nach der optimalen Lösung. Sie sind introvertierte Menschen, die klar analysieren, sorgfältig und kritisch beobachten und sehr gerne ins Detail gehen. Als Ordnungsfreaks arbeiten sie sehr exakt und sie sind exzellente Fehlerfinder. In der Buchhaltung oder in der Abrechnung sind sie als typische Zahlenmenschen optimal aufgehoben.
Sie schätzen Teammitglieder und Vorgesetzte, die Ahnung von der Materie haben. Entscheidungen zu treffen, gehört nicht zu ihren Stärken, daher neigen sie dazu, diese aufzuschieben.
Als Vorgesetzter überzeugen Sie am besten mit Zahlen, Daten und Fakten – bitte gut und richtig recherchiert. Auf Substanzlosigkeit reagieren blaue Typen sehr ablehnend und sie entlarven heiße Luft in null Komma nichts. Auch Selbstdarsteller sind ihnen ein Graus. Auf Small Talk und freundliche Flurgespräche legen sie ebenfalls weniger Wert.
Eine bunte Mischung – Jeder Mensch ist einzigartig
Die Einteilung in die 4-Farbentypologie ist natürlich keine Entweder-oder-Entscheidung. Jeder Mensch vereint Anteile der verschiedenen Typen in unterschiedlich starker Ausprägung. So kann es sein, dass ein Mitarbeiter auf der Arbeit tief blau wirkt, aber im Musikverein seine grüne oder gelbe Facette zum Ausdruck bringt.
Dennoch kann diese grobe Einteilung helfen, die Mitarbeitenden besser zu verstehen und die Individualität der Bedürfnisse vor Augen zu haben. Auch für eine erfolgreiche Teamarbeit kann es Sinn machen, die Farbentypen zuzuordnen oder diese in einem Workshop gemeinsam zu erarbeiten. Es verbessert die Zusammenarbeit enorm, wenn alle wissen, wer introvertiert oder extrovertiert ist, wer mit dem Bauch oder wer mit dem Verstand entscheidet, wer gerne Visionen entwickelt und wer sie anschließend gewissenhaft umsetzt. Probieren Sie es aus!
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