Medizin & Wissenschaft

Cannabiskonsum: Schäden und Vorteile neu bewertet

Lesezeit: 2 Minuten Quelle: MEDMIX Online

Cannabiskonsum wirkt unterschiedlich aufs Gehirn und zeigt altersabhängige Schäden und Vorteile, vor allem Patienten mit Alzheimer-Demenz könnten profitieren.

Neurowissenschaftler präsentierten unlängst neueste Erkenntnisse zu Auswirkungen, Schäden und Vorteile von Cannabiskonsum. Aktueller Hintergrund ist auch die Tatsache, dass immer mehr Menschen ab 12 Jahren Cannabis konsumieren.

Die eingangs zitierte Arbeit bezog sich auf die Ergebnisse aus mehreren Studien zum Konsum von Cannabis. Beispielsweise zeigte sich, dass Cannabis bei Versuchstieren durch Exposition im Mutterleib sowie im Teenageralter die Gehirnentwicklung verschiedenartig beeinflussen kann. Dies kann im späteren Leben zu Störungen der Kommunikation von einzelnen Bereichen des Gehirns führen.

Weiter kann der Cannabiskonsum in jungen Jahren die Freisetzung von Botenstoffen im Gehirn und im Nervensystem beeinflussen. Schließlich können manche der zahlreichen Cannabinoid-Verbindungen auch die Lernfähigkeit und das Gedächtnis verschlechtern.

Heute ist Haschisch und Marihuana immer stärker am Markt. Die Vereinten Nationen berichtet in diesem Zusammenhang, dass durch den regelmässigen Konsum in Westeuropa Sucht und psychische Erkrankungen häufiger auftreten. In Nordamerika sehe man nach der weitreichenden Legalisierung wiederum einen Anstieg bei Selbstmorden sowie psychiatrischen Erkrankungen.

Demgegenüber sollen bestimmte Cannabinoid-Verbindungen das Gedächtnis bei der Alzheimer-Krankheit verbessern können. Cannabiskonsum bei Alten scheint auch dem Verlust von Gehirnzellen entgegenwirken können.

Tiermodell-Studien werfen neues Licht auf die Auswirkungen und Schäden von Cannabiskonsum

Die Wissenschaftler hoben sechs Tiermodell-Studien hervor, die die langfristigen Auswirkungen von Cannabis auf die gesamte Lebensspanne untersuchten. Beispielsweise untersuchte eine Tiermodell-Studie den Einfluss von delta-9-Tetrahydro-Cannabinol (THC), einer psychoaktiven Cannabis-Verbindung.

Wie sich zeigte entwickelten die ungeborene Ratten eine schlechtere Widerstandsfähigkeit gegen Stress im späteren Leben. Es entwickelten sich auch bestimmte Gehirnkreisläufen für Gedächtnis und Lernen negativ, als die Tiere ins jugendliche Alter kamen.

In einer anderen Untersuchung waren bei jugendlichen Cannabis-Ratten jene Gehirnkreisläufe sehr aktiv, die die Gewohnheitsbildung regulieren und auch das Suchtverhalten beeinflussen.

Weiters verursachte Cannabis bei jugendlichen Ratten auch eine veränderte Entwicklung von Hirnregionen, die mit Selbstkontrolle, Entscheidungen und strukturierten Planungen zusammenhängen.

Schließlich führte langfristiger Cannabiskonsum bei erwachsenen Mäusen zu veränderten Nervenverbindungen und Stoffwechselvorgängen in Gehirnregionen, die am Gedächtnis und am Lernen beteiligt sind.

Wirkung gegen Alzheimer

Demgegenüber hatten Alzheimer-erkrankte Mäuse ein besseres Gedächtnis und verloren weniger Gehirnzellen, wenn sie die Wissenschaftler mit THC behandelten. Diese Erkenntnisse könnten wiederum interessant für die Entwicklung neuer Therapien für Alzheimer-Patienten sein.


Literatur:

Watt G, Karl T. In vivo Evidence for Therapeutic Properties of Cannabidiol (CBD) for Alzheimer’s Disease. Front Pharmacol. 2017 Feb 3;8:20. doi: 10.3389/fphar.2017.00020. PMID: 28217094; PMCID: PMC5289988.


Quellen: Neuroscience2018 – http://www.sfn.org/Meetings/Neuroscience-2018

UNO-Drogenbericht 2021


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