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Meditation – wie wir Herr über unsere Gedanken werden

Lesezeit: 3 Minuten Quelle: Praxiswelt


… und was genau dies mit unseren Gefühlen zu tun hat

Für alle, die sich schon einmal gefragt haben, woher unsere Gefühle kommen – hier die Antwort: Wir erschaffen sie selbst. Angst, Wut, Ungeduld, aber auch Freude und Leichtigkeit – jede Emotion wird aus unseren Gedanken geboren. Auf den ersten Blick schwer zu glauben, doch schauen wir uns die Reaktionskette an:
Im ersten Schritt erleben wir einen Reiz, z. B. ein Hupen im Straßenverkehr. Im zweiten Schritt bewerten wir diesen Reiz innerhalb von Sekundenbruchteilen mehr oder weniger unbewusst, ob wir ihn als positiv oder negativ einstufen. Diese Bewertung, die nichts anderes als ein Gedanke ist, löst in unserem Körper wiederum eine Emotion aus. Wir können uns vom hupenden Fahrer beispielsweise gegängelt fühlen und daraufhin reflexartig sauer werden … der Puls geht hoch und vielleicht hupen wir sogar wütend zurück. Andererseits könnten wir aber auch denken, dass der Hupende offenbar gestresst und wie schade dies für ihn ist. In diesem Fall würden wir bei uns bleiben, im besten Fall in einem neutralen Gemütszustand.
Aber haben wir wirklich eine Wahl? Für die meisten von uns läuft diese „Reiz – Bewertung – Emotion“-Reaktionskette so unbewusst und blitzschnell ab, dass wir noch nicht einmal mitbekommen, dass sie stattfindet. So sind wir augenscheinlich urplötzlich sauer, ängstlich, frustriert etc. und wissen oft noch nicht einmal, warum.
Wäre es da nicht fantastisch, wenn wir in jeder Situation unseres Lebens bewusst entscheiden könnten, ob wir uns über einen Reiz – in welcher Form auch immer – ärgern, freuen oder ob wir einfach neutral bleiben? Käme es nicht fast schon einer Superkraft gleich, könnten wir bewusst entscheiden, wer uns ärgern und was uns frustrieren kann? So weit hergeholt ist dies nicht, denn diese Superkraft aka „Bewusstheit über unsere Gedanken“ können wir trainieren – mit Meditation.


„Habe ich schon probiert, klappt bei mir nicht!“

 

Wer sich schon einmal auf die Matte oder den Yogablock gesetzt und versucht hat zu meditieren, hat wahrscheinlich Folgendes erlebt: optimistisches Ein- und Ausatmen … Kann ja nicht so schwer sein, eine Minute an nichts zu denken … Einatmen und überlegen, wo genau wir den Atem im Körper am deutlichsten fühlen … Ausatmen und dann merken: Mist, das war ja auch ein Gedanke, so einfach ist das dann doch nicht … Einatmen – draußen hupt ein Auto. O Gott, habe ich zu weit auf der Straße geparkt? … Ausatmen und versuchen, den Gedanken krampfhaft wegzuschieben … Dann wird noch heimlich nach rechts und links geschielt. Die sehen alle aus, als hätten sie ihre Gedanken voll im Griff – nächste Station: Frustration. Egal, ich ziehe das jetzt durch. Die nächsten fünf Minuten beobachten wir dann unser hyperaktives Monkey Mind dabei, wie es in unserem Kopf von Ast zu Ast springt – nicht zu zähmen und scheinbar nicht müde werdend, denn es wirft immer neue Gedanken in den Ring. Und so kommen wir zu dem Schluss, Meditation würde bei uns nicht funktionieren.

Doch diese Einschätzung ist falsch, denn es hat sogar bereits ganz wunderbar funktioniert. Wir haben etwas ganz Wichtiges gelernt, nämlich dass wir nicht in der Lage sind, auch nur eine einzige Minute an nichts zu denken. Und noch ein Erfolg: Wir sind uns darüber bewusst, dass wir an unser Auto gedacht haben. Wir haben mitbekommen, dass wir uns mit den Mitmeditierenden verglichen haben – all das ist schon ein großer Erfolg!

 

Worum geht es beim Meditieren konkret?

Meditation ist ein effektives Work-out für den einzigen Muskel, der für unsere mentale Gesundheit elementar ist: unser Denkmuskel. Dabei trainieren wir zwei Dinge:

  1. die Fähigkeit, zu erkennen, wann wir anfangen, uns in Gedanken zu verstricken, und
  2. unsere Konzentration bewusst auf etwas Bestimmtes zu lenken – in der Meditation ist das die Atmung.

2013 veröffentlichten Wissenschaftler der John Hopkins University einen wissenschaftlichen Aufsatz, in dem sie 47 sauber konzipierte Studien zum Thema Meditation identifizierten, die zuverlässige Ergebnisse gebracht hatten. Nach einer Auswertung dieser Studien kamen sie zu dem Fazit, dass Meditation bei einigen Formen von Depression und Angstzuständen ebenso wirksam sein könnte wie eine medikamentöse Behandlung. Zehn bis fünfzehn Minuten Meditationspraxis am Tag genügen für den Anfang – selbst dass wird dazu beitragen, dass sich mit der Zeit unsere Sinne schärfen, sich unsere Wahrnehmung und unser Fokus verlagern und, last but not least, wir emotional sowie mental stabiler werden. Dadurch verbessern sich wiederum unsere Beziehungen, und eine wunderbare Aufwärtsspirale nimmt ihren Lauf.

 


Und wie war das mit der Erleuchtung?

Es ist nicht auszuschließen, dass der ein oder andere Leser das Potenzial hat, in dieser Inkarnation zur Erleuchtung zu gelangen. Aber darum soll es in diesem Beitrag gar nicht gehen. Vielmehr soll das Thema Meditation ganz bodenständig als unkomplizierte Methode für die tägliche Psychohygiene platziert werden. Viele Krankenkassen haben den präventiven Wert für die körperliche und psychische Gesundheit längst erkannt und bezuschussen Meditationskurse, sofern diese durch einen zertifizierten Anbieter geleistet werden. Auch zahlreiche zahlungspflichte Apps, mit denen das Meditieren erlernt und geübt werden kann, werden von einigen Krankenkassen bezahlt. Einige dieser Apps haben wir für Sie in unserem Patienten-Supportprogramm näher beschrieben.


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