Ernährung & Lifestyle

Tipps gegen Seekrankheit

Lesezeit: 3 Minuten Quelle: Praxiswelt

Wie die gefürchtete Übelkeit entsteht und wie wir Sie vorbeugen und behandeln können.

 

Fast jeder von uns hat es schon mal erlebt. Wir sind auf einem schwankenden Boot, als Beifahrer auf einer Serpentinenstrecke oder haben einfach nur während der Fahrt  im Auto gelesen – plötzlich wird uns schlecht. Es ist passiert, wir sind reise- oder seekrank. Fachsprachlich leiden wir unter einer Kinetose (abgeleitet von gr. kinein, „bewegen“), der Bewegungskrankheit. Sie merken schon, dieser Zustand, bei dem es neben Übelkeit auch zu Schwindel, Blässe, Kopfschmerzen und Erbrechen kommen kann, hat viele Namen. Die Ursache ist allerdings immer die gleiche: Unser Körper ist einer ungewohnten und nicht kontrollierbaren passiven Bewegung ausgesetzt. Wenn unsere Sinnesorgane nun widersprüchliche Informationen zur räumlichen Lage und Bewegung liefern, kommt es im Gehirn zu einem Verarbeitungskonflikt und das Brechzentrum wird aktiviert.

 

Was Sie tun können, um diese unangenehmen Symptome zu vermeiden oder möglichst schnell zu überwinden, erfahren Sie in diesem Beitrag. Ein bewehrtes Hausmittel haben Sie vielleicht sogar gerade im Kühlschrank.

 

Gute Vorplanung und Prävention bei Seekrankheit

Wenn Sie eine Schiffsreise planen, kann Ihnen niemand garantieren, dass Sie von Seekrankheit verschont bleiben. Selbst eingefleischte Kreuzschiffurlauber kann es hin und wieder erwischen. Es gibt jedoch ein paar Stellschrauben, mit denen Sie das Risiko senken können. Buchen Sie zum Beispiel Ihre Kabine in der Mitte des Schiffes, dort schaukelt es wesentlich weniger als am Bug und am Heck. Eine Kabine mit Aussicht ist für potenziell Seekranke immer besser geeignet als eine Innenkabine ohne Fenster. Dort haben Sie die Möglichkeit, den Horizont zu betrachten und dem Gehirn zu helfen, die gefühlte Bewegung mit der optischen Bewegung in Einklang zu bringen. Auch kann es nützen, sich möglichst häufig über Deck an der frischen Luft aufzuhalten.

 

Über die Ernährung lässt sich Seekrankheit ebenfalls beeinflussen. Da es einen vermuteten Zusammenhang zwischen dem biogenen Amin Histamin und der Seekrankheit gibt, kann es sinnvoll sein, vor der Reise eine histaminarme Diät einzuhalten. Salami, Hartkäse und Rotwein sollten also tendenziell vermieden werden. Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag Histaminintoleranz erkennen und behandeln, darin erfahren Sie, welche Lebensmittel besonders histaminreich sind.

 

Reiseapotheke und alternative Methoden zur Vorbereitung gegen die Reisekrankheit

Wenn Sie wissen, dass Sie oder eine mitreisende Person unter Seekrankheit leiden, sollten Sie vorab mit ihrem Arzt sprechen und sich ein geeignetes Mittel verschreiben lassen. Eine hohe Wirksamkeit hat zum Beispiel Scopolamin, allerdings können Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Sehstörungen und Mundtrockenheit auftreten. Das Medikament ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich: Für die Reise eignen sich Tabletten und vor allem langzeitwirksame transdermale Pflaster, bei denen der Wirkstoff über die Haut übertragen wird. Dies ist besonders praktisch, wenn es häufig zum Erbrechen kommt und Betroffene die Tabletten nicht im Magen behalten können. Auch manche Antihistaminika oder Neuroleptika haben eine anticholinerge Wirkung, hemmen also die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Acetylcholine, der im Nervensystem Nervenimpulse weiterleitet. Dadurch kann die Übelkeit in vielen Fällen unter Kontrolle gebracht werden.

 

Rezeptfreie Medikamente aus der Apotheke enthalten meist Dimenhydrinat. Patienten sollten sich immer von dem Fachpersonal in der Apotheke beraten lassen, um Wechselwirkungen mit anderen Mitteln auszuschließen.

Auch Akupressur kann gegen Übelkeit helfen. Es gibt einen Punkt auf der Arminnenseite, drei Finger breit unterhalb des Handgelenks, mit dem Übelkeit gelindert werden soll. Dieser Punkt kann vorbeugend mit einem Akupressurpflaster stimuliert werden. Er kann aber auch bei Übelkeit aktiv mit dem Daumen gedrückt werden.

Hilfe bei akuter Seekrankheit: Tipps für Betroffene

Wenn es Sie dennoch erwischt hat und Sie unter akuter Seekrankheit leiden, ist auch hier frische Luft und das Betrachten des Horizonts eine gute erste Hilfsmaßnahme. Vor allem bei leichter Übelkeit kann das schon Linderung bringen. Versuchen Sie in diesem Fall auch eine Kleinigkeit zu essen, denn ein leerer Magen verschlimmert das fiese Gefühl im Bauch.

Wenn Sie unter Deck sind und keine Möglichkeit haben, den Horizont als Bewegungsreferenz zu betrachten, kann ein simpler Trick helfen. Platzieren Sie eine halb gefüllte Wasserflasche liegend in ihrem Blickfeld. Die horizontale Wasserlinie zeigt Ihnen die Bewegungen des Schiffs an und hilft Ihrem Gehirn, das wahrgenommene Schwanken mit dem optischen Reiz zu verbinden. Dadurch kann sich der Verarbeitungskonflikt im besten Fall in Luft auflösen und der Brechreiz verschwindet.

Manchen Betroffenen hilft es, das Licht komplett auszuschalten und in völliger Dunkelheit zu liegen. So wird die optische Diskrepanz ausgeschaltet und der Körper muss sich nur noch mit dem Schwanken auseinandersetzen.

 

Ingwer – Seemannsgarn oder Geheimwaffe?

Viele erfahrene Segler, Taucher oder Seemänner schwören zur Vorbeugung der Seekrankheit auf die Heilkraft der Ingwerwurzel. In feine Scheiben geschnitten und zerkaut, soll sie Übelkeit verhindern. Es gibt Hinweise darauf, dass die Scharfstoffe, die sogenannten Gingerole, auf die Serotonin-Rezeptoren wirken. Diese sitzen unter anderem in der Magenschleimhaut und können Übelkeit triggern. Werden Sie durch die Gingerole besetzt, kann dies unter Umständen verhindert werden. Wissenschaftlich bestätigt ist diese Theorie jedoch nicht. Wer nicht unter Magenproblemen leidet, könnte den Ingwer-Tipp einfach ausprobieren. Der Verzehr von 30-50 g frischem Ingwer am Tag ist bei gesunden Menschen unbedenklich. In der Schwangerschaft kann er allerdings Wehen auslösen. Da Ingwer auch eine leicht blutverdünnende Wirkung hat, sollte er vor Operationen nicht in größeren Mengen verzehrt werden.


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