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Kollagenpräparate – was ist dran am Beauty-Hype?

Lesezeit: 3 Minuten Quelle: Praxiswelt


Kollagenpulver oder -kapseln: was man erwarten kann und worauf man achten sollte.

In den sozialen Medien wird industriell hergestelltes Kollagen zurzeit massiv beworben. Eigens dafür gegründete Facebookgruppen sind voller Erfolgsberichte: weniger Cellulite, kaum noch Falten, straffere Haut, feste Nägel etc. – die Ergebnisse werden teils auf sehr authentisch wirkenden Fotos gezeigt. Doch kann die orale Aufnahme von Kollagen in Pulver- und Kapselform oder als Trinkampullen positive Wirkung auf Schönheit und Wohlbefinden haben? Tatsächlich gibt es Studien, die nachweisen, dass Kollagen vom Körper messbar aufgenommen wird. Doch das bedeutet nicht, dass auch ein erkennbarer und fühlbarer Effekt für die Haut erzielt wird. In diesem Beitrag werfen wir einen kritischen Blick auf die Fakten und geben Empfehlungen, worauf Sie oder Ihre Patienten und Patientinnen bei einem Selbstversuch achten sollten.

Kollagen – ein wichtiges Strukturprotein

Kollagen ist das am häufigsten im menschlichen Körper vorkommende Eiweiß und wird auch als Faser- oder Strukturprotein bezeichnet. Es ist ein wichtiger Bestandteil unserer Haut, unseres Bindegewebes sowie unserer Sehnen, Knochen, Knorpel, Blutgefäße und Zähne. Es gibt 28 verschiedene Arten von Kollagen. Sie alle sind für die Erhaltung unserer Gesundheit wichtig. Die Typen I, II und III machen ca. 80 – 90 % des Kollagens in unserem Körper aus. Typ I ist in allen Geweben vertreten, vor allem in Haut und Knochen, aber auch in Sehnen, Knorpeln, Bändern, Faszien und im Zahnbein (Dentin). Es sorgt für feste und elastische Haut und Sehnen und hält Knochen stabil und flexibel. Kollagen-Typ II kommt im Knorpel und im Glaskörper unseres Auges vor. Typ III ist in den Blutgefäßen, der unteren Hautschicht und unserer Muskulatur zu finden.

Für die Herstellung von Kollagen benötigt unser Körper die Bausteine Glycin, Prolin, Hydroxylysin und Hydroxyprolin. Die Synthese bis zur Kollagenfaser (Fibrille) ist sehr komplex. Sie erfolgt intrazellulär und extrazellulär in acht Stufen.

 

Ab ca. 45 lässt die Kollagensynthese nach – wir altern

Mit zunehmendem Alter lässt die Fähigkeit der Kollagenproduktion nach. Die Abnahme der Kollagen-Synthese wird ca. ab dem 45. Lebensjahr beobachtet. Die Haut verliert Volumen und sieht weniger prall und elastisch aus. Erste Fältchen und Falten entstehen. Es können sich Hautüberschüsse bilden, die sich als „Hängebäckchen“ im Gesicht oder „Winkeärmchen“ am Körper zeigen können. Auch Cellulite und Unebenheiten an verschiedenen Körperstellen sind typisch, wie z. B. an Po, Oberschenkeln, Oberarmen oder dem Bauch. Außerdem kann ein verminderter Kollagengehalt zu Gelenk- und Muskelbeschwerden führen.



Was benötigt der Körper für die Kollagenbildung?

Für die Bildung von Kollagen benötigt der Körper zunächst die freien Aminosäuren, die Bausteine unseres Kollagens: Glycin, Prolin, Hydroxylysin und Hydroxyprolin.

Glycin ist keine essentielle Aminosäure, das heißt, unser Körper kann sie – vorausgesetzt, wir nehmen genügend Eiweiß zu uns – selbst herstellen. Prolin ist ebenfalls keine essentielle Aminosäure. In seiner aktiven Form, Hydroxyprolin, sorgt es für die Quervernetzung des Kollagens und damit für die Bildung von Faserbündeln, die das Kollagen besonders reißfest machen. Allerdings funktioniert die körpereigene Prolin-Synthese nur bei guter körperlicher Gesundheit und einer proteinreichen Ernährung. Ein weiterer Baustein für das Kollagen ist Lysin. Als essentielle Aminosäure kann der Körper es nicht selbst herstellen.

Neben den Aminosäuren brauchen wir für die Kollagenbildung Vitamin C, dieses ist ein wesentlicher Cofaktor bei Biosynthese. Es wird benötigt, um Prolin und Lysin hydroxylieren zu können. Ein schwerer Mangel an diesem Vitamin, auch als Skorbut bekannt, führt zu einer Beeinträchtigung der Kollagensynthese, schwächt das Bindegewebe und führt zu Wundheilungsstörungen.
Auch Kupfer ist in der Endphase der Herstellung von Kollagen-Fibrillen notwendig. Allerdings ist ein Kupfermangel in der Regel sehr selten.

Für eine optimale Kollagenproduktion sollte darauf geachtet werden, dass unserem Körper alle genannten Faktoren in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Wenn wir Kollagen zu uns nehmen, wird dieses während der Verdauung wieder in Aminosäuren zerlegt. Die einzelnen Bauteile sind also da. Ob eine erhöhte Zufuhr von Bauteilen jedoch die nachlassende Synthesefähigkeit im Alter ausgleichen kann, ist nicht belegt.

 

Supplementiertes Kollagen wird im Darm aufgenommen

Leider sind viele Studien, die von Erfolgen wie schöner Haut, weniger Cellulite etc. berichten hinsichtlich der Neutralität fragwürdig, da sie von den Herstellern der Kollagenpräparate finanziert wurden.

Allerdings konnte mittlerweile bewiesen werden, dass das supplementierte Kollagen im Darm aufgenommen wird. Allerdings ist unbekannt, ob dieses anschließend den achtstufigen hochkomplexen Synthese-Prozess durchläuft und tatsächliche als neue Kollagenfasern für schöne Haut oder starke Sehnen sorgt.

Falls dies der Fall sein sollte, wäre zu hinterfragen, zu welchem Prozentsatz das Kollagen verwertet wird. Einige Dermatologen schätzen, dass von 50 g aufgenommenen Kollagen nur 0,5 g in der Haut angelangen. Das würde bedeuten, dass Beautyampullen mit einem Kollagenanteil von 2 g kaum Wirkung entfalten könnten.


Auch Stiftung Warentest hat in der Untersuchung von 15 Kollagen-Schönheitsdrinks keine wissenschaftlichen Belege dafür gefunden, dass sie einen für die Anwender deutlich sichtbaren Nutzen haben oder deren Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen nachweislich steigern. Man sollte sich also von Werbeaussagen nicht blenden lassen.

 

 

Kollagen-Selbstversuch: Darauf sollten Sie achten

Die Wirkung von Kollagenpräparaten ist also nicht bewiesen, aber sie sind auch nicht schädlich. Wenn Sie sich dazu entscheiden, einen Selbstversuch mit der Zufuhr von Kollagen zu starten, sollten Sie auf folgende Punkte achten:

  • Verwenden Sie hydrolysiertes Kollagen, dieses wird im Darm besser resorbiert.
  • Kollagen ist ein Protein und kann daher in seltenen Fällen Allergien auslösen. Das kann insbesondere bei Kollagenpulvern maritimen Ursprungs vorkommen. Rind, Geflügel oder Schwein sind als Kollagenquelle risikoärmer.
  • Achten Sie darauf, dass keine unnötigen Füllstoffe oder Zusätze wie Zucker enthalten sind.
  • Die Tagesmenge sollte bei ca. 10 g liegen, sprechen Sie gerne mit Ihrem Arzt, um die richtige Dosierung zu finden.
  • Bei einer Tagesdosis von 10 g empfiehlt es sich Pulver, statt Kapseln zu verwenden.
  • Achten Sie auf eine gute Vitamin-C- und Eiweiß-Versorgung

 

Wirksame Alternativen für ein schönes Hautbild

Die Auswirkungen des Alterns auf die Haut sind leider unvermeidlich. Sie möchten neben oder statt der Einnahme von Kollagen etwas Gutes für Ihr Hautbild tun? Es gibt tatsächlich einige wirksame Maßnahmen, die uns vor vorzeitiger Hautalterung bewahren können.

Ein wichtiger Schritt ist es, unsere Haut vor Sonnenstrahlen zu schützen. Indem wir eine Sonnencreme mit ausreichendem UV-Schutzfaktor verwenden und textilem Sonnenschutz tragen, können wir die schädlichen Auswirkungen der Sonne minimieren. Auch sollten wir ausgeprägte Sonnenbäder meiden, da diese die Haut noch stärker belasten.

Rauchen hat ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Gesundheit und Schönheit unserer Haut: Durch das Rauchen wird die Durchblutung der Haut verschlechtert und die Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen, reduziert sich – Falten bilden sich dadurch schneller.

Auch abends sollten wir uns um unsere Haut kümmern: Mit einer milden Reinigungsmilch können wir Schmutz-, Make-up- und Feinstaubpartikel entfernen und anschließend eine Pflegecreme auftragen, um unsere Haut optimal zu versorgen.

Darüber hinaus haben Vitamin A-Säure (Retinol) und Vitamin-C-Produkte in Studien ihre Wirksamkeit bei der Linderung von Fältchen bewiesen. Beide Stoffe regen die Kollagenproduktion an und verleihen der Haut mehr Elastizität – für ein jugendlicheres Aussehen.

 


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