Medizin & Wissenschaft

Ibu, Paracetamol & Co – Schmerzmittel richtig einsetzen

Lesezeit: 3 Minuten Quelle: Praxiswelt

Wenn wir von Fieber und Kopfschmerzen geplagt werden, liegt für uns häufig der Griff zu Ibuprofen, ASS (Acetylsalicylsäure) oder Paracetamol nahe. Diese Schmerzmittel werden auch als OTC-Schmerzmittel (Over the Counter) bezeichnet. Das bedeutet, dass sie je nach Wirkstoffkonzentration ohne ärztliche Verordnung in der Apotheke gekauft werden können. Dementsprechend sind sie in fast jeder Hausapotheke zu finden. Bei leichten Kopfschmerzen oder wenn der Rücken zwickt, suchen wir meistens nicht den Arzt auf, sondern nehmen die Gesundheit erst mal selbst in die Hand. Doch welche Faustregel gilt für die Selbstmedikation? Welche Schmerzmittel eignen sich für welche Beschwerden und was muss bei der Einnahme unbedingt beachtet werden? In diesem Beitrag erfahren Sie mehr und wissen im Anschluss auch, was Sie tun können, damit Schmerzmittel schneller wirken.

 

Fieber, Erkältung und Schmerzen – welches Mittel eignet sich?

Als Faustregel für die Selbstmedikation gilt: Nehmen Sie Schmerzmittel nicht an mehr als zehn Tagen pro Monat und nicht länger als drei Tage aufeinander folgend ein. Wenn der Schmerz in diesem Zeitraum nicht abgeklungen ist, sollten Sie unbedingt einen Arzt konsultieren, um die Ursache der Schmerzen abklären zu lassen.

Paracetamol wird zur Behandlung von Schmerzen und Fieber angewendet. Im Vergleich zu den meisten anderen Schmerzmitteln sind die Nebenwirkungen als gering einzustufen.

Ibuprofen wird typischerweise dazu eingesetzt, Schmerzen zu lindern, die infolge von entzündlichen Prozessen entstehen sowie bei leichten bis mäßigen Schmerzen, wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen oder Regelschmerzen. Auch bei Gelenkschmerzen durch Arthrose und Sportverletzungen kommt es zum Einsatz.

ASS (Acetylsalicylsäure) zählt zu den meistverwendeten frei verkäuflichen Schmerzmitteln. Klassische Anwendungsbereiche von ASS sind leichte bis mäßige Schmerzen verschiedenster Ursache. Acetylsalicylsäure hemmt die Blutgerinnung und wird in niedrigen Dosierungen und als Dauerbehandlung auch zur Vorbeugung von Herzinfarkten oder Thrombosen vom Arzt verordnet.

 

 

Immer die Packungsbeilage lesen

Nur weil ein Medikament in der Apotheke ohne Verordnung gekauft werden kann, heißt es nicht, dass es ungefährlich ist. Der verantwortungsbewusste Umgang bei der Selbstmedikation ist grundsätzlich sehr wichtig. Bitte lesen Sie vor jeder Einnahme genau die Informationen in der Packungsbeilage. Viele Hinweise hat man zwar schon einmal gelesen, aber auch schnell wieder vergessen. Auch der gleichzeitige Konsum von Alkohol kann sich schädlich auswirken.

Nehmen Sie andere Medikamente ein, mit denen Wechselwirkungen entstehen können? Gibt es eventuell Kontraindikationen, also z. B. Erkrankungen, bei denen sie ein Präparat nicht einnehmen dürfen, weil es zu gesundheitlichen Schäden kommen kann? Zum Beispiel sollten Sie auf keinen Fall Paracetamol einnehmen, wenn Sie unter schweren Leberschäden oder einer Nierenerkrankung leiden.
Bei einer Verordnung durch Ihren Arzt werden diese wichtigen Punkte mit Ihnen geklärt, ein geeignetes Medikament verordnet und alle Risiken besprochen. Beim Griff in die Hausapotheke ist das nicht der Fall. Der Beipackzettel ist daher ein wichtiges Dokument, dass Sie vor der Selbstmedikation immer lesen sollten – im Zweifel sollten Sie immer Rücksprache mit Ihrem Arzt halten.

Wenn der Beipackzettel nicht mehr in der Verpackung Ihres Medikaments zu finden ist, können Sie diesen unter www.patienteninfo-service.de finden. Geben Sie den Namen Ihres Medikaments dazu in die Suchmaske ein.

Überdosierungen vermeiden

Auch bei Ibu, Paracetamol & Co macht die Menge das Gift. Daher müssen die Einnahmeempfehlungen in der Packungsbeilage unbedingt beachtet werden. Zum Beispiel ist Paracetamol im Vergleich zu Acetylsalicylsäure und Ibuprofen nebenwirkungsärmer, allerdings kann es in hohen Dosen (über 10 g pro Tag) potenziell tödlich sein.

Die genauen Dosierungen nach Körpergewicht und Alter finden Sie im Beipackzettel. Besonders bei Kindern kommen Unter- oder Überdosierungen häufig vor. Bestimmen Sie daher vor der Verabreichung das aktuelle Gewicht Ihres Kindes und lesen Sie die richtige Dosierung und Anwendung unbedingt nach. Achten Sie zudem darauf, die empfohlenen zeitlichen Einnahmeabstände einzuhalten.

 

Bei Kindern und in der Schwangerschaft immer den Arzt fragen!

Für schwangere Frauen gilt grundsätzlich: Bitte keine Medikamente einnehmen, ohne das OK des Arztes einzuholen. Viele Wirkstoffe gelangen über die Plazenta in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes und können es schädigen. Zum Beispiel sollten Schwangere ab der 28. Schwangerschaftswoche kein Ibuprofen mehr einnehmen. Kinder unter 12 Jahre dürfen zum Beispiel keine Acetylsalicylsäure einnehmen. Es kann bei ihnen in sehr seltenen Fällen das lebensbedrohliche Reye-Syndrom auslösen. Geeignete Alternativen für Kinder sind Paracetamol und Ibuprofen, diese müssen aber genau dosiert werden.

 

Kann man die Wirkung von Schmerzmitteln beschleunigen?

Laut einer aktuellen Studie der Johns-Hopkins-Universität können wir die schnellere Wirkung von Schmerztabletten durch unsere Körperposition beeinflussen. Der Grund dafür liegt darin, dass alle Wirkstoffe, die wir schlucken, über den Zwölffingerdarm aufgenommen werden müssen. Ihren Weg dorthin können wir mit unserer Körperhaltung begünstigen. Stehend dauerte den Stundenergebnissen zufolge die Auflösungszeit einer Tablette mit dem Wirkstoff ASS 23 Minuten, auf der linken Seite liegend 100 Minuten und auf der rechten Seite liegend nur 10 Minuten. Ein enormer Zeitunterschied, der durch den steileren Winkel zustande kommt, in dem sich die Tablette durch den Magen bewegt. Wenn wir auf der rechten Seite liegen, arbeiten unsere Magenströmung, die Magenkontraktion und die Schwerkraft besser zusammen. Der Effekt ist, dass das eingenommene Mittel schneller im Zwölffingerdarm ankommt und wirkt.

 

Alle Informationen in diesem Artikel ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt. Bedenken Sie immer, dass nur Fachleute die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten können. Besprechen Sie die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln vorher mit einem Arzt.


Bildquellen & Copyright

AdobeStock_411915685, 284192494, 563831914,


Cookie