Medizin & Wissenschaft

Die CO2-freundliche Praxis

Lesezeit: 3 Minuten Quelle: Praxiswelt

Wie Sie mit kleinen und großen Beiträgen das Klima schützen

Die WHO sieht im Klimawandel die größte Gesundheitsgefahr für die Menschheit. Dagegen vorzugehen, zählt also zu der ureigensten Aufgabe eines Arztes. Mit der umweltbewussten Führung Ihrer Praxis können Sie einen großen Beitrag leisten, denn der Gesundheitssektor trägt mit einem Anteil von 5,2 % sogar mehr zu den deutschen Treibhausgasemissionen bei als der Luftverkehr. In diesem Beitrag möchten wir Sie mit Tipps zu kleinen und großen CO2-Einspar-Möglichkeiten inspirieren. Mit den Maßnahmen schützen Sie nicht nur das Klima, sondern verbessern den Ruf Ihrer Praxis und signalisieren Ihren ganzheitlichen Anspruch.

Umwelttipp: Energie und Wärme


Strom, Gas, Kühlung und Wärme verursachen ca. 40 Prozent des CO2-Ausstoßes im Gesundheitswesen. Hier liegt ein großes Einsparpotenzial. Durch die Umstellung auf energiesparende LED-Lampen und effizientere Geräte, programmierbare Heizungsthermostate zur Temperatursteuerung können nicht nur die CO2-Belastung, sondern auch die Kosten drastisch reduziert werden. Auch die Umstellung auf Grün- bzw. Ökostrom verbessert die CO2-Bilanz Ihrer Praxis deutlich.

Kleinvieh macht auch Mist, das gilt beim Klimaschutz ganz besonders. Bei der Anschaffung neuer Geräte sollten wir die Energieeffizienz immer im Blick haben. Laptops sind zum Beispiel grundsätzlich energiesparender als Desktop-Rechner, auch bei Druckern und anderen elektronischen Geräten sollte auf eine gute Energieeffizienz (A+++) und eine möglichst zentrale Nutzung geachtet werden. Besonders energiefressende Elektrogeräte sollten Sie nach Praxisschließung vom Stromnetz trennen.

Auch sogenannte Perlatoren in Wasserhähnen sind eine schnelle und günstige Maßnahme mit großem Effekt. Sie reduzieren den Wasser- und Energieverbrauch z. B. beim Händewaschen deutlich. Wenn Sie die Möglichkeit haben, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach zu installieren, sollten Sie sich diesbezüglich beraten lassen. Wenn die Ausrichtung und Größe des Dachs stimmen, können Sie den Strombedarf Ihrer Praxis zu einem großen Teil aus eigener Produktion decken.

 

Umwelttipp: Mobilität


Die Fahrten zur Arbeit machen einen großen Teil der CO2-Emission aus. Motivieren Sie Ihre Mitarbeitenden, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen und denken Sie darüber nach, ob Sie das mit einem steuervergünstigen Jobticket oder einem Dienst-E-Bike fördern möchten. Beides kann von den Mitarbeitern auch privat genutzt werden und stellen einen echten Mehrwert für sie und die Umwelt dar. Gegenüber eines Privatkaufes können bis zu 40 Prozent der Anschaffungskosten eingespart werden. Wenn Ihre Angestellten mit dem PKW zur Arbeit kommen, sollten sie sie aktiv auf mögliche Fahrgemeinschaften ansprechen und das ausdrücklich befürworten.
Falls Sie eigene Praxisfahrzeuge einsetzen, können Sie die Umstellung auf Elektroautos erwägen oder die Hausbesuche im näheren Umfeld zu Fuß oder mit dem Rad oder E-Bike erledigen. Im Stadtverkehr sind E-Bikes und Pedelecs bei Entfernungen bis zu 10 km tatsächlich das schnellste Fortbewegungsmittel. Wenn Sie zu Kongressen oder Seminaren reisen, sollten Sie auf den Zug statt auf das Flugzeug oder den PKW setzen.
Nicht nur bei weiten Anfahrtswegen kann die Videosprechstunde eine sinnvolle Maßnahme sein – für die Umwelt und den Patienten. Als Arzt oder Psychotherapeut können Sie Ihren Patientinnen und Patienten die weitere Behandlung am Bildschirm erläutern oder ein psychotherapeutisches Gespräch führen. Ihre Patienten sparen Zeit und belasten die Umwelt nicht um zu Ihnen in die Praxis zu gelangen.

 

2. Umwelttipp: Abfall reduzieren


Einweg-Materialien im Praxis- und OP-Bereich verursachen Unmengen an Abfall. Das häufigste Einwegprodukt sind Nierenschalen. Nutzen Sie Einwegmaterialien wie Putztücher, Verbände, Sterilgut, Papierrollen für Liegen sparsam. Vielleicht ist es auch möglich, dass Ihre Patienten zur Behandlung ein eigenes Handtuch mitbringen. Mittlerweile gibt es immer mehr Firmen, die Medizinprodukte zurücknehmen und resterilisieren. Solche Möglichkeiten sollten Sie unbedingt unterstützen, denn die Nachfrage bestimmt das Angebot und diese Business-Sparte sollte unbedingt wachsen.
Abfallvermeidung umfasst auch, auf möglichst wenig und umweltfreundliche Verpackung zu achten, z. B. Papier statt Plastik, Stroh statt Styropor. Wenn Sie eine Großpraxis betreiben oder mit anderen Praxen zusammengeschlossen sind, können Sie den Verpackungsmüll über Großbestellungen etwas zu reduzieren.
Greifen Sie, wo immer möglich, bevorzugt zu recycelten bzw. recycelbaren und langlebigen Produkten. Verwenden Sie zum Beispiel Geräte, z. B. Ohrenspiegel, die mit Akku statt Wegwerfbatterie betrieben werden.
Papier sollte möglichst aus den Büros verbannt werden. Nutzen Sie für gängige Formulare wie Datenschutzvereinbarungen, die von jedem Patienten unterzeichnet werden müssen, eine laminierte und damit wiederverwendbare Vorlage, die mit einem wasserlöslichen Stift unterzeichnet werden kann. Anschließend können Sie es einscannen und digital archivieren. Die elektronische Verordnung spart ebenfalls Papier. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Beitrag über das E-Rezept.

 

Umwelttipp 3: Verordnungsverhalten

 

Auch bei der Verordnung kann auf den CO2-Fußabdruck geachtet werden. Zum Beispiel bei der Wahl des Inhalators bei Asthma- und COPD-Patienten. Wenn es die Indikation zulässt, sollten aus Klimaschutzgründen eher Pulveraerosole anstelle von Dosieraerosolen verordnet werden.

Umwelttipp 4: Mitarbeiter und Patienten aktivieren

Die Erfahrung aus der Wirtschaft zeigt, dass es sinnvoll ist, einen Klimabeauftragten in der Praxis zu benennen, der die Verantwortung für die Umsetzung der zuvor intern festgelegten Maßnahmen übernimmt. Dadurch schaffen Sie eine Verbindlichkeit, die dazu beiträgt, die CO2-Einsparungen messbar zu steigern. Im Internet finden Sie zahlreiche Tools, mit denen Sie den CO2-Fußabdruck Ihrer Praxis messen können. Machen Sie Erfolge für Ihre Mitarbeiter und Patienten transparent. Das motiviert zum Mitmachen und Nachahmen.

Ihre Patienten können Sie zudem in Ihre nachhaltige Marschrichtung einbeziehen, indem Sie Ihnen gesundheitsfördernde Maßnahmen ans Herz legen, die auch gleichzeitig das Klima schützen.

Mehr Bewegung ist nicht nur gesundheitsfördernd, sondern sorgt auch für weniger CO2-Ausstoß. Mit der Reduktion des Fleischkonsums verringert sich das Herz-Kreislauf-Risiko und wir reduzieren zugleich klimaschädliche Emissionen in der Landwirtschaft.
Wenn Sie solche Empfehlungen erläuternd aussprechen, könnte das Ihre Patienten motivieren, sich selbst und dem Klima etwas Gutes zu tun.


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