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ALGINATE IN NEUER S2K-LEITLINIE1 EMPFOHLEN

Lesezeit: 3 Minuten

Step-up-Strategie bei Refluxbeschwerden in der Schwangerschaft
Gastrointestinale Komplikationen sind in der Schwangerschaft häufig. Dies betrifft insbesondere die Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), an der laut der neuen S2k-Leitlinie „Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis“ zwischen 40 % und 85 % der Schwangeren leiden. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) sieht für diese Patientinnen in ihrer aktualisierten Leitlinienempfehlung ein Step-up Management vor. Darin sind Alginate neben Antazida und Sucralfat die erste Wahl, wenn Allgemeinmaßnahmen nicht greifen.1

Erste Wahl bei der Refluxbehandlung in der Schwangerschaft:
Allgemein sollten die Patientinnen kleinere und dafür häufigere Mahlzeiten zu sich nehmen, das Essen kurz vor dem Schlafengehen vermeiden und mit leicht erhöhtem Kopfteil des Bettes schlafen. Bringen diese Allgemeinmaßnahmen keine Linderung, sollten laut der neuen Leitlinie zunächst Alginate, Antazida oder Sucralfate verordnet werden. Alle drei Substanzen werden als sicher in der Schwangerschaft angesehen.1

Vergleich Wirkprinzip Alginate vs. Antazida
Die aktualisierte Leitlinie beschreibt erstmalig die Acid Pocket – ein Reservoir für Säurereflux, das sich im Magen unterhalb des Übergangs zum Ösophagus bildet. Im Gegensatz zu Antazida können Alginate die Acid Pocket auf Grund ihres Wirkmechanismus eliminieren1: Alginate bilden im sauren Magenmilieu ein stabiles Alginsäure-Gel, welches sich als eine mechanische Schutzbarriere auf die Oberfläche der Acid Pocket legt. Für den nötigen Auftrieb sorgt der Einschluss von CO2 aus dem im Präparat enthaltenen Hydrogencarbonat. Diese Alginat-Schutzbarriere bildet sich im Stehen und im Liegen.2

Nachweisliche Linderung von Refluxsymptomen in der Schwangerschaft
Natriumalginat konnte in klinischen Studien als aktiver Wirkstoff nachweislich Reflux bei 90 % der schwangeren Frauen lindern.3 Die Linderung tritt innerhalb von drei Minuten ein und hält nachweislich bis zu vier Stunden an. Damit bieten Alginate einen länger anhaltenden Schutz als traditionelle Antazida.4

Interview: Step-up Strategie bei Refluxbeschwerden in der Schwangerschaft (Prof. Madisch) - Praxiswelt

Zum Thema Behandlung persistierender Refluxsymptome trotz PPI-Einnahme Prof. Labenz | Prof. Madisch

Zum Thema Erstbehandlung typischer Refluxsymptome ohne Alarmsignale Prof. Labenz | Prof. Madisch


1. Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e. V. (DGVS; Hrsg.). S2k-Leitlinie: Gastroösophageale Refluxkrankheit, AWMF Register Nr. 021-013, März 2023, https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2023/03/LL-Reflux_Leitlinie_final_13.03.23.pdf (zuletzt aufgerufen 15.03.2023).
2. Sweis R, et al. Post-prandial suppression by a raft-forming alginate (Gaviscon Advance) compared to a simple antacid documented by magnetic resonance imaging and pH-impedance monitoring: mechanistic assessment in healthy volunteers and randomised, controlled, double-blind study in reflux patients. Alimentary Pharmacology & Therapeutics 2013;37:1093–102.
3. Strugala V, et al. Assessment of the Safety and Efficacy of a Raft-Forming Alginate Reflux Suppressant (Liquid Gaviscon) for the Treatment of Heartburn during Pregnancy. ISRN Obstet Gynecol. 2O12;2O12:48187O.
4. Mandel KG, et al. Review article: alginate-raft formulations in the treatment of heartburn and acid reflux. Aliment Pharmacol Ther. 2OOO;14:669–69O.

 

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